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Vorgehensweise

Die Betriebslandkarte ist eine Methode, um den betrieblichen Dialog zwischen Beschäftigten, Betriebsrat und Gewerkschaften sowie dem Management in Veränderungsprozessen zu initiieren. Die Umsetzung der Veränderungen und wie Beschäftigte diese wahrnehmen, hängen wesentlich vom Kontext ab. Veränderungsprozesse wirken sich im Unternehmens verschieden aus. Beschäftigte im Vertrieb haben eine andere Assoziation zu einem digitalen Produktkonfigurator, mit dem sich Kunden ihre Aufträge selbst zusammenstellen können, als Beschäftigte in der Montage. Warum? Im Vertrieb müssen Stammdaten bereinigt werden. In der Montage geht es darum, in kleineren Losgrößen zu denken. Ein und derselbe Veränderungsimpuls löst unterschiedliche Veränderungsprozesse aus.

Die Methode der Betriebslandkarte setzt mit einer differenzierten Analyse an. Im Rahmen von Workshops werden Veränderungsprozesse und Wechselwirkungen mit der Arbeit der Beschäftigten bewusstgemacht und beschrieben. Die Einschätzungen der Beschäftigten werden digital oder analog dokumentiert und mit Skalen bzw. Symbolen für jeden Arbeitsbereich visualisiert.

Die Betriebslandkarte entsteht: Aus den gesammelten Eindrücken der einbezogenen Arbeitsbereiche entsteht Stück für Stück eine Betriebslandkarte mit allen betrachteten Arbeitsbereichen. Am Ende des Prozesses werden gemeinsam mit allen Beteiligten relevante Gestaltungsfelder sowie passende Umsetzungsmaßnahmen abgeleitet.

Es gibt drei thematische Zuspitzungen:

Die Betriebslandkarte „Arbeit und Industrie 4.0“ sowie die thematischen Landkarten „Transformation und Qualifizierung“ und „Psychische Belastungen“. Die drei Themen können als Landkarten unabhängig voneinander bearbeitet werden.

Die Betriebslandkarte:

  • ermittelt Wirkungen von Veränderungsprozessen auf die Beschäftigten und macht entstehende Anforderungen zum Thema deutlich, z. B. im Hinblick auf Qualifikationen und Arbeitsbelastungen,
  • ermöglicht tiefere Analysen der Problemlagen, Herausforderungen, Anforderungen und Verbesserungsansätze, weil sie dort aufgedeckt werden, wo sie auftreten und bewältigt werden müssen,
  • macht die konkreten Orte der Veränderung im Unternehmen und darauf bezogen unterschiedliche Anforderungen an die Beschäftigten sichtbar,
  • verdeutlicht Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen und hebt Besonderheiten wie auch betriebliche Wirkungszusammenhänge hervor und
  • erleichtert passgenaue Verbesserungsansätze mit Blick auf spezifische Arbeitsbereiche wie auch generell für den gesamten Betrieb bzw. das gesamte Unternehmen.

Das digitale Tool - Vorteile

Die Ergebnisse des Dialogs mit den Beschäftigten können digital dokumentiert werden.

Das Tool kann webbasiert (Cloud) genutzt werden und steht offline (Serverless) zur Verfügung. Der Datenschutz wird gewährleistet. Das digitale Tool erleichtert es, die Bewertungen der Beschäftigten direkt aufzunehmen. Als Bild entsteht direkt die Betriebslandkarte mit Symbolen und Skalen. 

Man kann Begründungen für die Bewertungen der Beschäftigten in Eingabefeldern mit aufnehmen.

Das ist wichtig für die spätere Kommunikation im Unternehmen. Für jedes Thema sind relevante Fragen und Erläuterungen angelegt. Online-Workshops werden so erleichtert. Die diskutierten Inhalte sind digital aufbereitet und für die berechtigten Nutzer im Betrieb jederzeit zugänglich. 

Angaben zu den Betrieben können zu verschiedenen Zeiträumen erhoben und verglichen werden.

Die zu verschiedenen Zeitpunkten erstellten Versionen machen Veränderungen in den einzelnen Bereichen im Zeitverlauf sichtbar. Alle Funktionen sind unmittelbar nach der Freischaltung für den eigenen Betrieb nutzbar. In der Betriebslandkarte integriert stehen sowohl Anwendungsleitfäden wie auch kurze Erklärungsvideos (sog. Tutorials) zur Verfügung. Erklärungen zum Datenschutz sind hier ebenfalls zu finden.

Hinweis

Das digitale Tool verführt dazu, ohne Diskussionen mit den Kolleginnen und Kollegen ein paar Einschätzungen einzutragen und sofort eine Betriebslandkarte sichtbar zu machen. Eine echte Wirkung entfaltet die Betriebslandkarte, wenn Geschichten und Erzählungen aus dem Betrieb zeigen, warum bestimmte Bewertungen so und nicht anders vorgenommen wurden. Der Dialog mit Beschäftigten, analog oder digital, ist die wichtigste Voraussetzung für eine Landkarte, um Aussagen betriebspolitisch relevant und belastbar zu machen. Das digitale Tool ersetzt nicht die betrieblichen Workshops. Es unterstützt die systematische Erfassung und Darstellung der Aussagen und Bewertungen. Die analoge und die digitale Analyse brauchen Zeit, um eine gute Grundlage für die spätere Entwicklung von Handlungsansätzen und Maßnahmen zu sein. 

Drei Stufen: Der Ablauf im Betrieb konkret

Stufe 1 - Wo stehen wir

Im Tagesworkshop  mit Betriebsräten eine Bestandsaufnahme machen. Folgende Fragen können eine Rolle spielen:

  • Welche betrieblichen Themen bzw. Handlungsfelder stehen im Vordergrund?
  • Wo steht der Betrieb bei diesen Themen und was sollte das Ziel sein?
  • Wie könnten die identifizierten und grob analysierten Themen bearbeitet werden?

Nutzen: Erster Überblick über zentrale Handlungsfelder aus Sicht der Beschäftigten zum Thema, erste Ideen und Handlungsoptionen zur Bearbeitung der Themen.

Stufe 2 - Welche Abteilungen sind betroffen?

In weiteren Workshops mit Beschäftigten ein genaueres Bild erarbeiten.  Folgende Fragen können eine Rolle spielen:

  • Welche Veränderungsprozesse spielen sich im Unternehmen ab?
  • Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Beschäftigten?
  • Wo besteht akuter Handlungsbedarf?
  • Wie könnte man vorgehen? Welche Ressourcen brauchen wir?

Nutzen: Betroffene Beschäftigte aus unterschiedlichen Abteilungen werden an den Workshops beteiligt. Ihre Fachkenntnisse und Perspektiven ermöglichen eine breite Sicht auf das Thema sowie Ideen und Handlungsoptionen.

Stufe 3 - Welche Maßnahmen können wir umsetzen?

Konkrete Gestaltungsprojekte, die sich aus der Arbeit mit der Betriebslandkarte ergeben, stehen im Fokus. Der Prozess der Umsetzung kann begleitet werden. Nutzen: Gemeinsam Lösungen finden, wirksam werden, Unterstützung bei der Planung und Umsetzung eines konkreten Gestaltungsvorhabens.

Optional: Die Kooperationsvereinbarung sorgt für Verbindlichkeit

Betriebsrat und Unternehmensleitung schließen eine Kooperationsvereinbarung ab. Sie schafft den Rahmen für die weitere konstruktive Zusammenarbeit. Aspekte der Kooperationsvereinbarung sind beispielsweise:

  • Bekenntnis zur Zusammenarbeit zw. BR und Unternehmensleitung
  • Bekenntnis zur Mitarbeit im Projekt
  • Dialog mit der Belegschaft im Rahmen des Projektes
  • Ressourcen (Freistellung, Räumlichkeiten, Material, Berater etc.)
  • Umgang mit Informationen/ Datenschutz …