Mitbestimmung: Der Erfolgsfaktor für einen gelungenen Digitalisierungsprozess

Betriebsräte erleben in der dasa den Arbeitsplatz Hubschrauber   Foto: Range

Wie können Betriebsräte die Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Zeiten der Digitalisierung am besten vertreten? Darum geht es in dem Projekt Arbeit 2020 in NRW der Gewerkschaften IG Metall, IG BCE, NGG und des Deutschen Gewerkschaftsbundes NRW. Rund 200 Betriebsräte und Interessierte aus Wissenschaft, Politik und Beratung sind am 28. Januar 2019 in die Dortmunder Arbeitswelt Ausstellung (dasa) gekommen, um an der Konferenz Arbeit 2020: zum Greifen nah! teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der direkte Erfahrungsaustausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen.

Betriebe und Gesellschaft mitten in Digitalisierung

"Digitalisierung und ihre Herausforderungen sind keine Zukunftsmusik, sondern Betriebe und Gesellschaft stecken bereits mittendrin", betonte Dr. Edmund Heller, Staatssekretär im Arbeitsministerium NRW, in seinem Grußwort. "Die Veränderungen sind zum Greifen nah und müssen gestaltet werden." Daher seien Betriebsräte und Unternehmen gefordert für beide Seiten gute Lösungen zu erarbarbeiten. Und Mitbestimmung sei dafür eine wichtige Basis.

Innovation und Mitbestimmung: kein Gegensatz

Anerkennung erhielten die Betriebsrätinnen und Betriebsräte in der Begrüßungsrede der DGB NRW-Vorsitzenden Anja Weber: "Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir vor Jahren bestenfalls mitleidige Blicke geerntet haben, als wir gegenüber Wirtschaft und Politik auf eine stärkere Beteiligung von Betriebsräten und Gewerkschaften zur Stärkung der Innovationsfähigkeit gedrungen haben. Einige haben damals sogar laut gelacht. Heute lachen sie nicht mehr. Das ist euer Verdienst, liebe Kolleginnen und Kollegen." Die Betriebsräte hätten bewiesen, dass Innovation und Mitbestimmung kein Gegensatz sind, sondern zusammengehören. Das seit über drei Jahren laufende Projekt Arbeit 2020 hat dafür schon zahlreiche Beispiele geschaffen und wirkt ansteckend, so die Projektleiterin Gabi Schilling (IG Metall NRW).

  • Rund 200 Betriebsräte und Interessierte aus Wissenschaft, Politik und Beratung kommen am 28. Januar 2019 in die Dortmunder Arbeitswelt Ausstellung, um an der Konferenz Arbeit 2020: zum Greifen nah! teilzunehmen.

  • Gute Aussicht bei der Eröffnungsrunde.

  • Auch die Vorsitzenden der Gewerkschaften hinter dem Projekt Arbeit 2020 in NRW sind in Dortmund: Anja Weber (DGB NRW), Gabi Schilling (Projektleiterin, IG Metall NRW), Knut Giesler (IG Metall NRW), Mohamed Boudih (NGG NRW) und Frank Löllgen (IG BCE Nordrhein).

  • Mit Arbeit 2020 in NRW beraten die Gewerkschaften Betriebsräte und Unternehmen dabei, wie sie Digitalisierung in ihren Betrieben so gestalten, dass die Bedürfnisse von Beschäftigten im Zentrum stehen.

  • Dr. Edmund Heller ist Staatssekretär im NRW-Arbeitsministerium, das das Projekt fördert. Er betont: "Digitalisierung und ihre Herausforderungen sind keine Zukunftsmusik, sondern Betriebe und Gesellschaft stecken bereits mittendrin."

  • DGB NRW-Chefin Anja Weber in ihrer Rede: "Es ist meine feste Überzeugung, dass Unternehmen mit einer gut verfassten Sozialpartnerschaft die Herausforderungen einer Arbeitswelt 4.0 erfolgreicher meistern werden als Unternehmen, in denen dies nicht der Fall ist."

  • Blick zurück: Während der Führung durch die Ausstellung erleben die Betriebsrätinnen und Betriebsräte eine Dampfmaschine und einen Webstuhl.

  • Außerdem erhalten sie Infos zum Thema Gesundheitsschutz – und können direkt verschiedene Tools wie diese Schwingstäbe ausprobieren.

  • Drohnen verändern bereits jetzt unser Leben und werden es künftig wohl noch stärker tun. In der dasa können die Betriebsräte ein besonders großes Exemplar sehen.

  • Dass Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz in der Vergangenheit nicht groß geschrieben wurde, fühlt ein Betriebsrat bei dieser ausgestellten Straßenbahn nach.

  • Als "Fahrgast" ist es da bequemer.

  • Auch die Arbeitsbedingungen in einem Hubschrauber können die Betriebsräte austesten.

  • Betriebsräte haben in einem futuristischen "Fernsehsessel" Platz genommen, um einen Blick in die Zukunft der Arbeitswelt zu gewinnen.

  • Die IG Metall aus Ostwestfalen-Lippe stellt das Projekt it's OWL Arbeit 4.0 vor.

  • Knut Giesler (Bezirksleiter IG Metall NRW), Frank Löllgen (Bezirksleiter IG BCE Nordrhein), Anja Weber (Vorsitzende DGB NRW) und Mohamed Boudih (Vorsitzender NGG NRW) auf dem Markt der Möglichkeiten zum Thema Digitalisierung und Mitbestimmung.

  • Zeit für ein Gruppenbild auf dem Markt der Möglichkeiten.

  • Dieser Mitarbeiter des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Siegen führt auf dem Markt der Möglichkeiten eine Datenbrille vor.

  • Auch Anja Weber (Vorsitzende DGB NRW) testet die Virtual-Reality-Brille.

  • In vier unterschiedlichen Workshops erfahren die Betriebsratsmitglieder mehr zuden Themen

    • Qualifizierung
    • Arbeitsbelastung
    • Veränderungsprozesse
    • Kommunikation und Beteiligung
  • Der direkte Erfahrungsaustausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen zur Digitalisierung in ihren Betrieben steht im Mittelpunkt der Veranstaltung.

  • Siegfried Wendel und Frank Walter sind Betriebsräte im stahlverarbeitenden Unternehmen Welser. Das Ziel der Metaller für ihre Teilnahme an Arbeit 2020: Sie wollen einen Standardprozess für eine beteiligungsorientierte Einführung neuer Technologien erarbeiten.

    Siegfried Wendel und Frank Walter: die Welser-Betriebsräte sind Mitglied der IG Metall
  • Durch seine Gewerkschaft NGG ist Thomas Eiling, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Iglo, auf Arbeit 2020 aufmerksam geworden. Der Projektansatz Herausforderungen direkt anzugehen, passt zu seiner Herangehensweise: "Hier hat niemand Angst vor Veränderung, weil wir sie einfach mitgestalten!"

    Thomas Eiling, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Iglo und Mitglied der NGG
  • Ein Teil des Projektteams hinter Arbeit 2020.

Keine Angst vor Veränderung

Das sieht auch Thomas Eiling, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Iglo, so. "Wir haben gerade einen riesigen Veränderungsprozess im Unternehmen", schildert er am Rande der Konferenz. Es werden neue Techniken eingeführt und gleichzeitig Arbeitsplätze am Standort im Münsterland geschaffen. Isabell Mura, Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen, hatte ihn deshalb auf Arbeit 2020 aufmerksam gemacht.

In dem Projekt steht den Betriebsräten ein Team aus Fachleuten von Gewerkschaften und Beratungseinrichtungen zur Seite. Mura erklärt: "Dabei setzen wir auf einen Dialog von Betriebsrat und Beschäftigten mit Management, Technikentwicklern und Projektverantwortlichen. Wir holen alle ins Boot, um gemeinsam Veränderung so zu gestalten, dass Beschäftigte davon bestmöglich profitieren und gleichzeitig Unternehmen ihren Betrieb für eine digitale Zukunft fit machen." Dieser Ansatz passt zu der Herangehensweise des Iglo-Betriebsrats: "Wir sprechen Dinge bei der Unternehmensleitung selbst an und warten nicht darauf, gefragt zu werden." Eiling packt Herausforderungen optimistisch an: "Hier hat niemand Angst vor Veränderung, weil wir sie einfach mitgestalten!"

Thomas Eiling, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Iglo und Mitglied der NGG

Thomas Eiling, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Iglo und NGG-Mitglied (Foto: Range)

Die gleiche Einstellung haben auch Frank Walter und Siegfried Wendel, Betriebsräte im stahlverarbeitenden Unternehmen Welser. Sie haben ein konkretes Ziel im Rahmen der Projektbeteiligung Arbeit 2020 festgelegt: Hier geht es daum, einen Standardprozesses für eine beteiligungsorientierte Einführung neuer Technologien zu erarbeiten. Die Unternehmensleitung unterstützt diese Herangehensweise ausdrücklich.

"Es geht uns nicht darum, Wandel zu verhindern. Wir wollen ihn gestalten", erklären die Welser-Betriebsräte ihre Devise. Die Metaller sind zuversichtlich, so Hürden für die Beschäftigten schon im Vorfeld aus dem Weg zu räumen. Arbeit 2020 helfe ihnen, zu analysieren, wie Digitalisierung sich auf Beschäftigte auswirke, die Aufmerksamkeit für Veränderungen zu schärfen. Denn Walter weiß: "Wir nehmen gewisse Dinge nicht mehr wahr, weil Digitalisierung schleichend verläuft, auch im Privaten." Das führe auch dazu, dass mögliche Gefahren ausgeblendet werden. Hier kann die Prozessbegleitung durch Arbeit 2020 optimal gegensteuern.

Siegfried Wendel und Frank Walter: die Welser-Betriebsräte sind Mitglied der IG Metall

Siegfried Wendel und Frank Walter: die Welser-Betriebsräte sind Mitglied der IG Metall

Präzise Analyse dank Arbeit 2020-Betriebslandkarte

Anke Heinisch, Betriebsrätin bei BASF Personal Care and Nutrition

Anke Heinisch, Betriebsrätin bei BASF Personal Care and Nutrition und IG BCE-Mitglied (Foto: Range)

Um die genaue Analyse geht es auch dem Betriebsrat bei BASF Personal Care and Nutrition. Anke Heinisch und Marc Kregel sind seit letztem Jahr dabei haben bereits ein zentrales Werkzeug von Arbeit 2020 eingesetzt: die Betriebslandkarte. Sie macht sichtbar, wie sich der Einsatz von Technik auf unterschiedliche Abteilungen und Bereiche im Unternehmen auswirkt. Symbole und Farben zeigen, wie weit Vernetzung und Selbststeuerung in den einzelnen Bereichen fortgeschritten sind – und wo die Entwicklung voraussichtlich hingeht.

"Es hat uns überrascht, wie stark der Verwaltungsbereich sich verändern wird", berichtet Heinisch. Im Laufe des Prozesses sei darüber hinaus deutlich geworden, dass sich Qualifizierung, Informationspolitik sowie die Führungskultur an neue Gegebenheiten in einer digitalen Industrie anpassen müssen. Als Folge werden im Unternehmen nun Qualifizierungsassistentinnen und -assistenten eingeführt. Sie analysieren haargenau, welche Qualifikationen für jeden einzelnen Schritt eines Arbeitsablaufes nötig sind. Die IG BCE-Mitglieder sind überzeugt: Das nützt Beschäftigten und Unternehmen, um z.B. zu sehen, wo Qualifizierungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt werden.

Über 50 Arbeit 2020-Betriebe zeigen: Mitbestimmung ist Innovationsfaktor

Mittlerweile sind über 50 Betriebe in das Projekt Arbeit 2020 eingebunden. Gute Beispiele wirken immer mehr als Türöffner und ermutigen weitere Betriebsräte, den Herausforderungen der Zukunft durch aktive Mitgestaltung zu begegnen. Sie sind der beste Beweis dafür, dass Mitbestimmung ein wesentlicher Innovationsfaktor sein kann.

Das betont auch DGB NRW-Chefin Anja Weber in ihrer Rede: "Es ist meine feste Überzeugung, dass Unternehmen mit einer gut verfassten Sozialpartnerschaft die Herausforderungen einer Arbeitswelt 4.0 erfolgreicher meistern werden als Unternehmen, in denen dies nicht der Fall ist." Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, Mohamed Boudih, der NGG Vorsitzende in NRW, und IG BCE Nordrhein-Chef Frank Löllgen zollten den Betriebsräten ihren Respekt für die gestaltende Rolle, die sie im Zuge von Digitalisierungsprozessen – auch unterstützt durch Arbeit 2020 – einnehmen. Vielfach wirken sie als Impulsgeber und Treiber von Innovationen, die Beschäftigten und Unternehmen zu Gute kommen.

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